Die Kirche zu Hochkirch




Beschreibung des Kirchgebäudes durch Karl August Kubitz (Pfarrer in Hochkirch 1881-1910) - Anno 1903

Hochkirch hat sicherlich schon seit Einführung des Christenthums im Wendenlande ein Gotteshaus besessen. Wann das erste erbaut worden ist, darüber giebts keine Nachrichten. Die älteste Erwähnung datiert vom 25. Febr. 1222. Es wurde vom Bischof Bruno von Meißen angeordnet, dass Hochkirch unter die Collatur des Domcapitels in Budißin gehören sollte. Unter dieser Collatur ist es auch geblieben bis heute. Über das jetzige Gotteshaus befindet sich im Archiv folgende urkundliche Nachricht: "Überhaupt aber ist bey hiesiger Kirche zu bewundern die Vorsorge Gottes, und die Gutthägigkeit der Kirch=Gemeinde. Denn da Anno 1717 der Grund, da das dürr und sehr teuer Jahr war, da der Scheffel Korn 6 thl. galt, continuiret wurde bis Anno 1720, da sie unter das Dach kam, hatte sie nicht mehr, als 700 thl. im Vermögen, und nun kostet sie schon allen und jeden auff 7000 thl. zu bauen; Und gleichwohl sind zum Thurmbau noch 1600 thl. vorhanden gewesen. So hatt der Herr durch gutte Hertzen besonders bey der Wendischen Gemeinde geholffen!" Der Thurm ist nämlich 30 Jahre später im Jahre 1750 im Zeitraum von nur 6 Monaten erbaut worden. Bei dem Überfall ist das Gotteshaus wunderbarer Weise trotz aller "Anstrengung der Feinde, selbiges gleich der Pfarre ein Raub der überall wütenden Flamme werden zu lassen" durch Gottes gnädigen Schutz erhalten worden. Nach dem Überfall kam der Thurm noch einmal in Gefahr, durch Blitz in Brand zu gerathen; allein auch hier half Gott.
Eine bedeutende, mit viel Kosten verbundene Reparatur machte sich im Jahre 1802 nothwendig, zu welcher "der gnädige Herr Collator sowie die sämtlichen Herrschaften zu freien Geldbeiträgen sich entschlossen, und jedem Mitgliede der Kirchfarth eine verhältnißmäßige Geldabgabe auferlegt wurde, welche aber nachher aber in freiwillige Beiträge verwandelt und umgeändert wurde. Auch wurde beschlossen, um eine Land-Collecte anzusuchen, welche auch von den Herren Landständen bewilligt worden ist."
Eine weitere Reparatur des Thurms machte sich im Jahre 1838 notwendig und hat 280 Thaler gekostet. Außerdem ward für 116 Thaler neues Blech zur Bedachung angeschafft, der Knopf nebst Fahne und Stern vergoldet und der Thurm mit einem Blitzableiter versehen. Es wurde mit Lob und Dank gegen Gott besonders hervorgehoben, dass das Theure Gotteshaus damals "noch fast die Gestalt getragen habe, welche ihm vor 100 Jahren gegeben worden war".
Auch den grauenvollen Vandalismus der Franzosen, von welchem schon aus dem Jahre 1813 berichtet worden, hat das Gotteshaus überstanden, ohne größeren Schaden zu erleiden.
Im Jahre 1856 wurde das Innere der Kirche einer größeren Reparatur unterworfen: Die alten Emporen, an deren Brüstungen sich die Geschichten des alten und neuen Testaments bunt gemalt befanden, wurden durch neue ersetzt, ebenso auch neues Gestühl beschafft und der ganze Raum einfach weiß angestrichen. Die Kosten betrugen 4529 Thaler 16 Gr. 8 Pf., zu welchen die Gemeinde eine Unterstützung von 200 Thaler erhielt. Damals wurde der Kirchengemeinde von der Königlichen Regierung ein kostbares, scher schönes Altarbild, die Auferstehung Christi darstellend und von Professor Wichmann gemalt, geschenkt. Hierbei musst auch der 1738 erbaute Altar abgetragen und an seiner Stelle ein sehr schöner neuer nach Vorschrift des Künstlers hergestellt werden. Die Kosten im Betrage von 355 Thaler 7 Gr. 8 Pf. sind durch freiwillige Beiträge aufgebracht worden. Das Innere der Kirche bot nach dieser Renovation wohl einen hellen freundlichen Anblick dar, war aber mit seinen kahlen Wänden und ungefärbten Bänken sehr kahl & nüchtern. Erst im vergangenen Jahre hat sich der Kirchenvorstand entschlossen, dasselbe würdig & geschmackvoll, wenn auch einfach neu ausmalen zu lassen. Die Ausführung ist sehr schön gelungen, so dass es einen wohltuenden und würdigen Eindruck macht.
Hervorragende Kunstwerke befinden sich drinnen außer dem sehr schönen Altarbilde nicht. Dafür hat es zwei interessante Geschichtsdenkmäler, um deren willen die Kirche viel von Fremden aufgesucht wird, aufzuweisen: Zunächst die von Östreichern beim Überfall zerschossene südliche Kirchenthür, die noch sehr wohl erhalten ist, und dann hinter dem Altar ein schönes, dem tapfern Feldmarschall, dem Freunde Friedrichs d. Gr., der am 14. October in Hochkirch gefallen ist, errichtete Epitaphium von Mamor, welches nachstehende vom Philologen Ernesti verfasste Inschrift hat
Jacobo Keith
guilielmi com. Maresc. Hered. Regni scotiae
et marieae drumondi filio
friederici borussorum regis
summo exercitus praefecto viro
antiquis moribus et militari virtute claro
dum in praelio non procul hinc
inclinatam suorum aciem
mente manu voce et exemplo restituebat
pugnans ut heroas decet occubuit
D. XIV. Octobris
A. mdcclviii
Ein schönes Gedächtnis seiner Liebe zum Hochkircher Gotteshaus hat sich Herr von Kindt, sr. Z. Rittergutsherr auf Kuppritz, mit Hochkirch, gestiftet, indem er der Kirchgemeinde bei seinem goldenen Ehe-Jubiläum einen werthvollen Taufstein von polirtem Syenit, dazu zwei silberne Altarkannen, ein kostbares Kruzifix und sechs gußeiserne, vergoldete Altarleuchter schenkte.

Der frühere, uralte, grob & massig aus grobkörnigem Granit gehauene Taufstein befindet sich jetzt als Vase auf dem Kirchhofe. (seit Ende des 20 Jh. befindet er sich wieder in der Kirche - schräg hinter dem Altar)

Durch freiwillige Sammlungen wurden zum Reformations-Jubiläum 1817 neue kostbare silberne und vergoldete heilige Gefäße angeschafft, welche im Laufe der Jahre durch werthvolle Stücke vermehrt wurden. Die Paramente sind in allen liturgischen Farben, theils in kostbaren Stickereien, der Kirche zum Geschenk dargebracht, dazu ein großer stilgerechter Altarteppich und eine neue, starkversilberte Taufschüssel. Die herrlichste aber unter den vielen Gaben ist die im Jahre 1890 von Meister Eule in Bautzen mit 32 klingenden Registern erbaute Orgel. Der schon erwähnte Rittergutsbesitzer Traugott Leberecht Wehle auf Niethen hatte in seinem Testamente 3000 M. zur Anschaffung einer neuen Orgel legirt. Dieser Fond wuchs durch weitere Zuwendungen auf 5000 M. an. Die Rittergutsherrschaften spendeten 1200 M., das Hochwürdige Landesconsistorium 600 M. und die übrigen Kosten, die sich mit Umbau der Orgel-Empore auf circa 1700 M. beliefen, wurden gern und willig zum größten Theil in freiwilligen Gaben aufgebracht. Nicht unerwähnt darf gelassen werden, dass bei der Renovation im Jahre 1857 die Jugend drei sehr große Kronleuchter der Kirche schenkte, welche, obwohl nach damaligem Geschmack von Glas hergestellt, doch dem Gotteshaus zur schönen Zierde gereichen.
Die Kirche ist im Rundbogen-Stil einfach als Predigt-Kirche, ohne besonderen Altarraum erbaut. Sie umfasst außer den herrschaftlichen Logen 1800 Sitzplätze. Ihre innere Länge ist 33 m, die Breite 14 m & die Höhe 13 m. Die Kanzel befindet sich in der Mitte an der Südseite am Ende der unteren Empore. Die Akustik ist gut. Das Innere bietet wohl einen einfachen, aber doch würdigen, lichten & freundlichen Anblick. Sie Sakristei befindet sich hinter dem Altar im Thurme, der nicht West - sondern am Ostgiebel angebaut ist.
Auch von außen präsentirt sich das Gotteshaus mit seinem schlanken, in schönen Formen ausgeführten Thurme als eins der schönsten & größten in der Lausitz. Durch die an der Süd- und Nordseite angebauten sieben herrschaftlichen Logen wird die Schönheit des Baues in störender Weise beeinträchtigt. Eine Merkwürdigkeit sind die in die Außenmauer hier und da eingelassenen Kanonenkugeln. Der schönste Schmuck des schönen Gotteshauses aber bleibt die dichtgeschaarte Kirchgemeinde, die ihr liebes Heiligthum sonntäglich gemäß dem innen angebrachten Spruch füllt: Ein Tag in Deinen Vorhöfen ist schöner denn sonst tausend!
Die Kirche wird von dem alten durch die Schlacht berühmt gewordenen Kirchhof, der seit diesem Jahre wieder benutzt wird, umgeben. Im Jahre 1825 ist zwar nord-westlich von der Pfarre ein andrer Gottesacker angekauft worden, der aber seit 1870 nicht wieder belegt worden ist. An seiner statt wurde östlich vom Dorf ein neuer Begräbnisplatz angelegt, und auf diesem wurde im Jahre 1883 eine neune, schöne Parentationshalle für 4000 M. erbaut. Zum Begießen der Gräber hat auf diesem Friedhof die Besitzerin von Rittergut Sornßig, Fräulein Leontine Schenk, der Kirchgemeinde einen Brunnen anlegen lassen. Der vielen Erbbegräbnis-Stätten wegen hat sich auch dieser Ruheplatz für die große Parochie nicht als ausreichend erwiesen. Darum wird mit Genehmigung der Aufsichts-Behörde auch der alte historische Kirchhof wieder benutzt.

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